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BEEINDRUCKENDES DEBÜT
Die Malerei Roland Hohlbaums lebt in einem Paradox: sie verbindet tachistischen Gestus mit figurativer Gestaltung. Seine Gemälde, die zur Zeit in der Deplana-Kunsthalle zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden, überzeugen auf den ersten Blick durch ihre ingeniöse Farbigkeit. Starke, dunkle Blautöne wechseln sich mit dezenten Erdfarben ab. Dort herrscht ein Rotton vor, hier gewinnen Pastellfarben die Oberhand. Die Malerei von Roland Hohlbaum, Jahrgang 1944 und Autodidakt, passt sich diesem breiten Farbspektrum an. [...]
Der Dynamik des Pinselstrichs entsprechen die Menschenfiguren, die in Bewegungen festgehalten werden. Die Gesichter sind da nur angedeutet, wesentlich ist der körperliche Ausdruck, nicht der seelische.
— Th. W.
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MALEN IN ZERRISSENER WELT
Eine große Figur, in temperamentvollem, grellem Pinselstrich auf die Leinwand geschleudert, baut sich mit herausforderndem Gestus auf. Ihr ist eine zurückweichende Gestalt gegenübergesetzt, die nicht minder heftig gemalt, aber nun in ganz milden, sensibel Übergänge suchenden Farben gehalten ist. Sicher wird die Bildfläche verspannt, und es entsteht die starke Gebärdensprache dieses Bilder “Artisten” in reizvollem Verhältnis zum wüst aufgelösten Umfeld, in das die Figuren gestellt sind.
Die Kunst Roland Hohlbaums mutet ganz aktuell an, sie passt in “die” Szene ohne doch wirklichen Anteil an dieser Szene zu haben oder gar aus Kalkül zu einer Konjunktur der sogenannten wilden Malerei entstande zu sein.
— Dr. Thomas Gädeke
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...Überlässt man sich den Bildern vorbehaltlos in stiller Betrachtung, so wird man fast körperlich von ihnen aufgesogen. Man ertastet gegenständliche Fragmente, Relikte - Menschen, Häuser, Bäume, tierähnliche Wesen, abstrakte Linienspuren - Seelenlandschaften, legt Farbklänge frei, die ein Vibrato erzeugen, das die Fläche zum Schwingen bringt. Sein Geheimnis heißt: Andeutung. [...]
Roland Hohlbaums Bilder und Grafiken sind ehrliche Notate gesteigerter Empfindung und Einsicht in existentielle Gegebenheiten. So bleibt er wohltuend fern von spektakulärer Pose und aufgesetzter Schönheit. Seinen Namen sollte der kunstsinnige Betrachter in Erinnerung behalten. Man darf neugierig sein auf weitere Expositionen.
— Karin Weber
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Stilistisch einordnen kann man Hohlbaums Malerei nur schwer. Dagegen wehrt er sich auch vehement, weil er sich selbst ständig ändert und damit auch sein Anliegen und seine Ausdrucksmittel. Auch Malervorbilder hat er keine. [...] Anlässlich seiner Ausstellung 1985 in Berlin schrieb Erika Lippki: “Mit seiner Malerei bewegt er sich zwischen abstraktem Expressionismus und figurativer Malerei. Emotion und malerisches Kalkül, aber auch fordernde Ehrlichkeit ist in seinen Bildern zu spüren.” [...]
Überzeug bin ich [...] davon, dass man von dem Maler Roland Hohlbaum noch eine Menge hören und natürlich sehen wird. Denn gerade die neuesten Arbeiten, sein fast zwanghafter Schaffensdrang und die vitale Lust am Experiment eigen die sich immer stärker manifestierende Bildsprahe eines eigenwilligen Künstlers.
— Heide Hackenberg
 

Reden, Kataloge, Features

 

Roland Hohlbaum kommt vom Tachismus her. Hier in der Ausstellung sehen Sie aktuelle Bilder in Öl auf Leinwand, die weitestgehend als Landschaften gelesen werden können und in Teilen sowohl gegenständlich als auch abstrakt angelegt sind.

Außerdem zeigt der Künstler kleine Tuschebilder aus den letzten drei Jahren, die um das Thema Stadt kreisen und sich deutlich ablesbar auf Berlin beziehen oder auch auf La Gomera entstanden. Sie sind mit spezieller Tusche auf Fotodruckpapier gearbeitet, ähnlich dem Aquarell aufgetragen, wobei sich im Malprozess die Farbe wasserunlöslich mit der Papieroberfläche verbindet. Eine Korrektur wird dadurch nahezu unmöglich. Die Spontaneität des Wirklichkeitszugriffs ist ihnen anzusehen.

Gleich hier in der Eingangszone überrascht uns Hohlbaum mit furiosen Akkorden. Es sind Hochdruckgebiete malerischer Freude. Man sieht, wie der Künstler sich geradezu die Seele aus dem Leib gemalt hat, wie er erst Strukturen in Öl geknetet, einen Reliefgrund angelegt, dann geschabt, gekratzt, die Leinwand mit Ästen und Fußabtretern malträtiert hat, um ein Höchstmaß an Tastbarkeit, eine Material-Landschaft zu gestalten, die uns nicht nur bis in den Augenhintergrund heimleuchtet, sondern tatsächlich unsere Fingerspitzen prickeln lässt, dass man am liebsten in den Malschlamm greifen und sich von dieser Gute-Laune-Malerei umarmen lassen möchte.

Es ist dieses Gefühl driftender Pinsel-Grooves unter einer bevorzugt grellen, in Neon-Töne gleitenden Farbigkeit, die einen anspringt. In Sekundenschnelle ist man auf Betriebstemperatur – oder, wem das nicht behagt, abgetörnt auf Maxi-Distanz-Niveau.

Solch eine Malerei genießt man als wunderlich erfüllte Gegenwart oder fühlt sich schlicht und einfach vertrieben Kraft eines unbändigen Malerpranken-Infernos.

Hohlbaum zieht tatsächlich alle Register. Er kann springen und tanzen, wie es ihm gefällt, er wahrt die Form. Rein ästhetisch lebt er expressiv nach innen. Was kein Widerspruch ist, eher von hohem Energiepotential und malerischer Lust zeugt. Der Dreiklang, der uns in dieser aufrauschenden Schwelgerei umgibt, trägt die Titel „Entladung“, „Königskobra“ und „Abendhitze“. Es ist ein ekstatisches Hin und Her zwischen Gewitterfront-Erleben, Nebel-Gefühlen und Hitze-Koller – bruchlos mehrsätzig angelegt und variantenreich weitergeführt durch die anderen Bilder seiner aktuellen Produktion.Wir bekommen Landschaften vorgeführt, die sich aus innerem Erleben nähren und gleichzeitig Entsprechungen zu Gesehenem haben.

Hohlbaum schöpft aus sich. In dem Hochdruckmodus, in dem er arbeitet, stellt er das Romantische und Idyllische in Frage. Er reflektiert den Einfluss des Menschen auf die Natur, beleuchtet die Bedrohung der Natur und zugleich deren Widerstand und Wehrhaftigkeit. Es gibt zwischen den Keilrahmen dicht orchestrierte, vielstimmige Klangflächen und wir werden erzählerischer Momente ansichtig, die Andeutungen von Urbanem, eingebaute Assistenzfigürchen sowie Tiere als Verweiszeichen implizieren.

Es ist eine Intimität im größten Maßstab, aber sie funktioniert

(c) Christoph Tannert, Ansprache zur Ausstellung Galerie Tammen & Partner

 

Roland Hohlbaum bewegt sich mit seiner Kunst, der Malerei,. in einem Bereich, der zwischen abstraktem Expressionismus und der figurativen Malerei immer wieder zusammenstößt. Er versucht, Ordnung einzuführen, wird dabei zum Erzähler tachistischer Formeln, die sich mit der gestischen Abstraktion von Figuren immer weider zu einem Szenarium zusammenfinden. Emotion und malerisches Kalkül, aber auch eine fordernde Ehrlichkeit ist in seinen Bildern zu spüren.

Erika Lippki

 

…Während in seinen früheren arbeiten der realistische Bezug am fertigen Bild noch recht deutlich erkennbar war und die Wandlung des Dargestellten vom Betrachter in der zeitlichen Abfolge der Übermalungen - bedingt durch die damals noch stärkere Farbigkeit - weitgehend nachvollzogen werden konnte, ist dies bei den hier […] gezeigten “neuen” Bildern der letzten Werkphase nicht mehr der Fall. Die frühere starke Farbigkeit ist zurückgetreten zugunsten einer sehr differenziert abgestimmten Grundtonigkeit mit äußerst sensibler Nuancierung. Inhaltlich gelangt Roland Hohlbaum durch malerische Reduktion zu einer verinnerlichten Abstraktheit, einer Reduktion auf das Wesentliche. Was in den “neuen” Bildern bleibt sind Spuren der Realität, die über die Abbildung hinausdeuten und das geistige der Realität ausmachen, nämlich das, was gerade nicht vergänglich ist.

Dr. Klaus Berner, Vorwort zum Ausstellungskatalog des Kunstvereins Salzgitter